Vergesellschaftung
Rochen können durchaus mit verschiedenen
anderen Fischarten vergesellschaftet werden. Allerdings
muß man dabei immer bedenken, daß Rochen Raubfische
sind und auch Fische zu ihrer Nahrung zählen. Kleinere
Fische, die sich in Bodennähe aufhalten (vor allem
Nachts) werden sehr schnell gefressen. Alle Fische, die
in das Rochenmaul passen sind potentiell gefährdet.
Aber auch größere Fische werden manchmal von den Rochen
zu Boden gedrückt und getötet, ohne das sie gefressen
werden (z.B. Diskusfische). Warum die Rochen das machen
ist unbekannt.
Ob eine Vergesellschaftung klappt hängt auch von
der Größe der Rochen ab. Meist erhält man die Rochen
ja als kleine Jungtiere und da sind sie oftmals friedlich
gegenüber anderen Fischen, die sie aber mit zunehmender
Größe als willkommene Zwischenmahlzeit ansehen.
Allerdings gibt es Unterschiede im Verhalten von
Rochenart zu Rochenart und sogar individuelle
Unterschiede, was allgemeingültige Aussagen sehr schwer
macht. Auch die Beckengröße spielt eine wichtige Rolle.
Vergesellschaftungen, die in großen Rochenanlagen im Zoo harmonisch funktionieren,
können im meist wesentlich kleineren Heimaquarium unmöglich sein.
Doch nicht nur die anderen
Fische können gefährdet sein. Es gibt auch
Kombinationen die für die Rochen gefährlich sein
können.
Einige Saugwelse saugen sich am Rücken der Rochen
fest und raspeln die Haut ab. Dieses Verhalten kann
plötzlich auftreten, nachdem die Tiere schon eine ganze
Weile friedlich zusammenlebten.
Kleinere Rochen können von großen Arowanas
gebissen und sogar getötet werden.
Einige Raubwelse sind anscheinend natürliche Feinde von
Süßwasserrochen. Wenn der Wels groß und der Rochen klein ist besteht die Gefahr, dass der Rochen gefressen wird.
Auch die Vergesellschaftung mit Wasserschildkröten kann tödlich für Rochen enden, auch wenn es zunächst lange Zeit gutgeht. Rochen wurden bereits von einer Rotwangenschildkröte und von Neuguineaweichschildkröten getötet (die Schildkröten waren dabei deutlich kleiner als die Rochen).
Ein weiteres Problem kann
dadurch entstehen, daß die Rochen ihre Nahrung
hauptsächlich am Boden suchen. Wenn sie z.B. mit großen
Buntbarschen zusammenleben fressen die das ganze Futter
auf und es kommt nichts am Boden an. Dann kann man
entweder die Barsche ständig Überfüttern damit genug
Futter am Boden ankommt oder die Rochen extra füttern
wenn es dunkel ist oder gezielt von Hand. Einige Rochen
haben aber auch gelernt Futtersticks von der
Wasseroberfläche zu fressen.
Es kann auch Probleme geben, wenn die Beifische erkranken und das
erforderliche Medikament von den Rochen nicht vertragen wird.
Hochtemperatur-Therapien bis 36°C wie sie bei Diskusfischen üblich sind
können Rochen Probleme bereiten, Rochen vertragen nur bis ca. 33°C (Sauerstoffmangel). Salzzugaben dagegen, die bei
der Behandlung von Rochen nötig sein können, vertragen nicht alle Fische.
Auch die Vergesellschaftung mit Artgenossen oder anderen
Rochenarten kann problematisch sein. Die Bandbreite
reicht von Rochen die Artgenossen getötet haben bis hin
zu der problemlosen Vergesellschaftung von mehreren
Arten. Vor allem Männchen der Arten P. leopoldi, P.
castexi und P. motoro sollen recht aggressiv gegen
andere Männchen sein wenn sie geschlechtsreif sind, aber auch hier kann es Ausnahmen geben. Ich habe auch schon 2 ausgewachsene motoro Pärchen ohne Probleme in einem Becken gesehen.
Bei jedem Vergesellschaftungsversuch ist genau zu
beobachten wie die Tiere sich verhalten (auch in den folgenden
Wochen und Monaten) und bei
schwerwiegenden Problemen müssen die Tiere wieder
getrennt werden.
Hier nun einige detaillierte Erfahrungen zur Vergesellschaftung
mit verschiedenen Fischgattungen:
Salmler
Roter Neon (Paracheirodon axelrodi) - P. scobina (24-27 cm Durchmesser)
Innerhalb von 3 Monaten wurden die Neon bis auf einen gefressen, dieser lebt auch nach einem halben Jahr noch.
Neonsalmler (Paracheirodon innesi) - P. motoro
Die Neonfische wurden innerhalb weniger Tage alle gefressen.
Längsbandziersalmler (Nannostomus beckfordi) - P. motoro (20-25 cm Durchmesser)
Die Salmler haben es recht lange ausgehalten (der letzte
von 10 Stück war nach 5 Wochen verschwunden). Da sie an
der Wasseroberfläche schlafen sind sie nicht so
gefährdet. Es wurden auch immer tagsüber
weniger. Möglicherweise kann es dauerhaft klappen wenn
sie schon als Jungtiere eingesetzt werden und bessere
Fluchtreaktionen lernen.
Scheibensalmler
Verschiedene Arten werden häufig zusammen mit Rochen gepflegt, vor allem in
Schauaquarien. Die Scheibensalmler dürfen aber nicht zu klein sein, sonst kann es zu Verlusten kommen. Keine fleischfressenden Salmler zu Rochen setzen (z.B. Piranhas).
Welse
Ancistren (10 cm) - P. leopoldi (35 cm Durchmesser)
Mehrere Ancistren wurden gefressen.
L52 (20 cm) - P. motoro (20 cm Durchmesser)
Anfangs ohne Probleme, nach einigen Wochen Verletzungen
am Rücken des Rochen.
L137 (Cochliodon cf. cochliodon) (12-17 cm) - P. motoro (20-25 cm Durchmesser)
Perfekte Kombination, Welse fressen sogar Rochenkot und
halten Scheiben und Wurzel sauber. Allerdings werden selbst robuste Pflanzen von diesen Welsen vernichtet.
Schwarzlinien-Harnischwels (Panaque nigrolineatus)
Große Panaque haben manchmal die Rochen am Rücken verletzt, aber meist funktioniert
es.
L196 (25 cm) - Paratrygon aireba (35 cm Durchmesser)
Anfangs ohne Probleme, nach einigen Wochen schwere Verletzungen
am Rücken des Rochen, er ist daran verendet.
Mit P. leopoldi, P14, P. henlei und Perlenrochen gab es zunächst keine Probleme.
Wabenschilderwels ()
Kann lange Zeit gut funktionieren, manchmal wird der Wels von einem Tag auf den anderen agressiv und verletzt den Rochen.
P. histrix mit Verletzung durch Wabenschilderwels. Foto: Tino Flindt
Spatelwelse (verschiedene Arten) (30-50 cm) - P. leopoldi (35 - 50 cm Durchmesser)
Zusammenleben klappt gut, die Spatelwelse müssen extra
mit lebenden Goldfischen gefüttert werden, da sie von
anderem Futter nicht viel abbekommen.
Ein Tigerspatelwels hat versucht einen kleinen P. reticulata zu fressen und hat sich dabei am Stachel des Rochen vergiftet.
Rotflossen-Antennenwels (Phractocephalus hemioliopterus )
Kann mit großen Rochen zusammen gepflegt werden. Rochendurchmesser mindestens die Hälfte der Länge des Welses.
Ich kenne Becken, in denen P. leopoldi und P. histrix mit diesem Wels vergesellschaftet sind.
Ein P. motoro von 12 cm Durchmesser wurde von einem 35 cm großen Rotflossen-Antennenwels gefressen.
Leopard-Antennenwels (Perrunichthys perruno) (40 cm) - P. motoro (35 cm Durchmesser)
Der Wels sollte nur vorübergehend ins Rochenbecken und wurde gleich am ersten
Abend völlig unerwartet vom Rochen gestochen. Der Wels lebte nur noch für
wenige Stunden, wobei der ganze Körper aufquoll.
Bei einem anderen Aquarianer hat es gut funktioniert, der Wels hatte 40 cm die motoro 30-35 cm Durchmesser.
Buntbarsche
Buntbarsche ab einer Länge von 15 cm können meist gut mit Rochen gepflegt werden.
Wenn die Barsche Eier oder Junge haben kann es passieren, daß sie die Rochen
angreifen und mit Bissen vertreiben. Dabei sind Verletzungen der Rochen möglich.
Feuermaulbuntbarsch (Cichlasoma meeki) (10 cm) - P. motoro (40 cm Durchmesser)
Die Barsche wurden gezielt gejagt und gefressen.
Pfauenaugenbuntbarsch (Astronotus ocellatus) (30 cm) - P. motoro (40cm Durchmesser)
Ein Barsch wurde getötet, aber nicht gefressen.
Diskusfische (Symphysodon)
Vor allem mit kleineren Rochen kein Problem für die Diskus, aber es kam schon
vor, daß dem vergrabenen Rochen die Augen abgefressen wurden, da die Diskus denken
es wäre Futter und daran herumknabbern.
Größere Rochen (P. motoro und P. leopoldi) haben schon Diskusfische getötet.
Arowanas
Arowanas können gut zusammen mit Rochen gepflegt werden.
In seltenen Fällen kann es vorkommen, daß sie den Rochen ein Stück
Flosse abbeissen oder ihn im Ausnahmefall sogar töten. Es scheint als
wären vor allem die asiatischen Arten agressiver.
Die beiden Bilder zeigen einmal friedliche Koexistenz sogar mit Rochennachwuchs
im gleichen Aquarium, im anderen Fall wurde ein kleiner Rochen von einem
Red-Tail-Golden Arowana getötet (andere Rochen im selben Becken
wurden hingegen nicht angegriffen).
Ich habe sogar von einem Fall gelesen, in dem ein P. motoro von 25 cm
Durchmesser von einem Arowana getötet wurde. Ich vermute daß hier zu kleine
Hälterungsbecken der Grund sind.
Foto: Conny Atzinger
Foto: Keith Segura
Sonstige
Aquamarin-Regenbogenfische (Melanotaenia lacustris) (8 cm) - P. motoro (20 cm Durchmesser)
4 Regenbogenfischen wurde der Kopf abgebissen, die Überlebenden herausgefangen.